Vorgestellt: Jesse
Standard-Latein

Seit fünf Jahren sorgt Jesse im Walzerlinksgestrickt dafür, dass das Parkett lebt und vibriert.
Sein Motto? „Im Slowfox liegt die Kraft.“ Seine Lieblingstänze? Quickstep und Jive. Dabei war auch für Jesse der Anfang alles andere als perfekt: Mit 16 trat er seiner Partnerin im ersten Tanzkurs noch ständig auf die Füße. Heute unterrichtet er souverän in vielen Formaten – mit Leidenschaft und einem charmanten Lächeln.
5 Jahre Walzer. Ein kleines Jubiläum, Glückwunsch! Ein Fazit, bitteschön.
Gern. Als Lehrer und Mensch bin ich auf jeden Fall gewachsen. Ich kann inzwischen viel besser auf Leute eingehen und verstehe ihre größeren und kleineren Probleme. Mein Erfolgsrezept? Wahrscheinlich die Mischung aus Spaß und Sportlichkeit. Ich gehe ins Detail, aber so, dass die Leute in meinen Kursen richtig in den Flow kommen und den Alltag vergessen. Manche kommen gestresst, manche zu spät, aber am Ende ist die Atmosphäre immer gut. Denn wer Neugierde und Lebensfreude mitbringt, ist bei mir bestens aufgehoben und sieht auf dem Parkett bald richtig gut aus. Nach fast jedem Tanztag bekomme ich Feedback und gehe mit einem rundum positiven Gefühl nach Hause. Das ist alles nicht selbstverständlich. Jedes Lächeln im Kurs ist für mich ein kleines Wunder – nach wie vor.
… und was war das schrägste Feedback, das du je bekommen hast?
Ganz klar: ‚Deine Hüfte ist so flexibel, ich glaube, dir fehlen ein paar Wirbel.´ Das habe ich nicht vergessen.
Hat man es als junger Lehrer eigentlich schwer?
Am Anfang schon. Manche Beginner denken: ‚Der ist ja noch so jung, was will der mir schon beibringen?´ Tatsächlich sind die meisten Tanzschüler älter als ich. Aber ich bin mit vielen auf einer Wellenlänge. Ganz im Gegenteil: Wenn ich mal eine richtig junge Truppe unterrichte, fühle ich mich fast wie bei der Vorbereitung auf einen Schulball. Das ist ein ganz anderes Gefühl.
Wie sieht Dein typisches Wochenprogramm im Walzer aus?
Mein „Hauptjob“ ist ja ein eigentlich anderer: Ich promoviere in Medizin. Trotzdem unterrichte ich jede Woche 14 Stunden, gebe Privatstunden und Special Workshops. Vertretungen kommen natürlich auch mal dazu – kurz: es ist immer was los.
A propos Special Workshops: Was macht die so „special“?
Diese Workshops sind meine absolute Leidenschaft. Zwei Trainer, zwei Säle, viel Platz – das sind einfach Traum-Bedingungen! Ich unterrichte zusammen mit Jenny, und hier haben wir die Zeit, uns auf die Technik zu konzentrieren. Man kann an Bewegungen feilen und alles viel tiefer durchdringen. Oft frage ich die Teilnehmer im Vorfeld, was sie sich wünschen, oder ich sehe in den Kursen, wo noch Luft nach oben ist. Ein gutes Beispiel ist der Slowfox: Der ist schwer, da gibt’s immer etwas zu vertiefen.
Seit November 2024 gibt es ein neues Format. Was ist das Besondere an ‚Jesses SaturdayDance‘?
Das ist sozusagen die Light-Version der Special Workshops. Wir nehmen uns konkrete Fragen vor, die die Tänzer mitbringen, und arbeiten daran – mit viel Zeit und Spaß. Das ist anders als beim „Üben & Vergnügen“, wo die Unterrichtszeit kürzer ist und der Fokus stärker auf dem freien Tanzen liegt. Da tanze ich auch gern mal eine Runde mit.
Viele Jahre hat Dich der aktive Turniertanz begleitet. Was nimmst Du aus dieser Zeit mit?
Man lernt, nicht aufzugeben – auch bei Niederlagen. Es ist wichtig, den Spaß an dem, was man liebt, nie zu verlieren. Man muss dranbleiben und kontinuierlich an sich arbeiten. Wenn du für etwas brennst, dann gibst du alles dafür.
Ein Blick nach vorn: Wie sieht deine Zukunft im Walzer aus?
Ein Leben ohne Unterricht kann ich mir nicht vorstellen. Meine Vision? Halbtags als Arzt arbeiten und nebenbei unterrichten. Ich kann einfach nicht ohne. Und wenn ich mir etwas wünschen darf: Bis an mein Lebensende beim Quickstep durch den Saal springen!
Das Interview führte unser Pressesprecher Holger Wetzel mit Jesse im Herbst 2024