Vorgestellt: Önder Uludogus

Standard-Latein | Discofox | Salsa | Slowfox light

Vom hessischen Hip-Hop zum Paartanz in der Hauptstadt: Önder Uludogus hat den weiten Sprung von der Hip-Hop-Formation in Darmstadt zum Paartanz im Herzen Berlins gemacht – und weiß genau, wie wichtig Leidenschaft und Freude auf der Tanzfläche sind. Im Walzer unterrichtet er seit Sommer 2019.

Wie bist du eigentlich zum Tanzen gekommen? War Tanzlehrer von Anfang an dein Traumberuf?

Eigentlich hat meine Mutter das für mich entdeckt! Ich war auf der Suche nach einer Ausbildung und hatte nicht so recht eine Idee, was ich machen wollte. Dann gab es in der Zeitung eine Anzeige: Eine Tanzschule bei uns in der Nähe suchte einen Azubi. Ich dachte mir: „Warum eigentlich nicht? Das könnte was sein!“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon zweieinhalb Jahre Erfahrung in einer Hip-Hop-Jazz-Funky-Formationsgruppe gesammelt. Also das Kriterium „zwei Jahre Tanzerfahrung“ hatte ich locker erfüllt – obwohl die Tanzschule damit eigentlich Gesellschaftstanz meinte.

… und Paartanz war damals noch nicht so dein Ding, oder?

Überhaupt nicht! Mit 15 war ich total auf Solo-Dance fixiert. Mit jemandem zusammen tanzen? Nee danke! Ich wollte einfach nur meinen eigenen Groove durchziehen. Dass ich eigentlich überhaupt keine Ahnung von Paartanz hatte, kam wirklich erst im Vorstellungsgespräch raus. Aber zum Glück war das kein Problem. Nach einem Praktikum habe ich dann die dreijährige Ausbildung zum ADTV-Tanzlehrer angefangen und 2006 abgeschlossen. Also, ich bin kein Quereinsteiger, sondern sozusagen ein „Ersteinsteiger“ – direkt rein in die Tanzwelt!

Wie ging es nach deiner Ausbildung weiter?

Nach meiner Ausbildung habe ich erst mal in Darmstadt und Umgebung gearbeitet. Aber irgendwann wurde mir das alles zu klein. Ich kannte Berlin schon ein bisschen und 2019 habe ich beschlossen, hierherzuziehen. Direkt beim Walzerlinksgestrickt beworben und angefangen. Am Anfang dachte ich noch: „Sind die wirklich so drauf, wie sie auf Anhieb wirken?“ Und ja, die sind tatsächlich so! Es ist hier total familiär und einfach herzlich – im Team und mit den KundInnen. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Gibt es Situationen aus dem Unterricht, an die du dich besonders gerne erinnerst?

Genug – und eine, die ich nie vergessen werde: In einem Kurs habe ich mal erzählt, dass Michael Jacksons Moonwalk meine tänzerische Inspiration war. Das war tatsächlich der allererste Move, den ich im Leben gelernt habe. Und was passierte? Plötzlich wollten alle den Moonwalk lernen – und in der letzten Stunde habe ich den Teinehmenden gezeigt, wie´s geht. Am Ende konnten ihn die meisten richtig gut! Die Begeisterung war riesig. Das zeigt einfach, wie entscheidend es ist, die Menschen mit Spaß und Leidenschaft zu motivieren!

Begeisterung ist also das Geheimrezept. Wie ist das denn bei Anfängern? Haben Männer oft mehr Hemmungen?

Männer sind am Anfang skeptischer und fühlen sich unsicher. Da spreche ich aus eigener Erfahrung, ging mir schließlich auch ´mal so. Aber sobald sie erstmal dabei sind, siehst du, wie sie aufblühen. Und das wiederum freut die PartnerInnen natürlich total. Klar, und die Neueinsteigenden sind sowieso oft ganz hibbelig – wie wir in Hessen sagen würden. Diejenigen, die schon länger dabei sind, dagegen sehr entspannt. Besonders im Walzerlinksgestrickt: hier kommen viele einfach, um das Gelernte zu vertiefen und nochmal zu genießen.

Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Mein Tag beginnt meist erst so gegen 15 Uhr. Das passt perfekt zu mir, weil ich ein totaler Nachtmensch bin. Morgens habe ich dann Zeit für private Termine oder einfach für mich, und am Nachmittag geht´s los. Ganz typisch: Nach drei Kursen komme ich spät nach Hause – und ja, dann gibt’s bei mir noch um 23:19 Uhr Spaghetti. Es ist halt ein anderer Tagesrhythmus, aber ich mag das total. Mein Job gibt mir einfach die Flexibilität, die ich brauche.

… und was machst du, wenn du mal nicht unterrichtest?

Auch in meiner Freizeit tanze ich – allerdings nicht so oft wie früher. Hip-Hop mache ich seit 2019 nur noch selten, aber dafür tanze ich gerne die Tänze, die ich selbst nicht unterrichte. Kizomba und Tango Argentino zum Beispiel. Und wenn ich nicht tanze, dann zocke ich gerne! Meine KursteilnehmerInnen waren mal ziemlich überrascht, als ich ihnen erzählt habe, dass ich zur gamescom gefahren bin. Das hätte keiner erwartet – aber manchmal ist der Tanzlehrer eben doch das unbekannte Wesen!

Eine letzte Frage: Was ist deine wichtigste Botschaft an deine Teilnehmenden?

Tanzen soll in erster Linie Spaß machen! Es geht nicht darum, perfekt zu sein oder irgendwem etwas zu beweisen. Wir tanzen, weil es Freude bringt, weil wir zusammen etwas erleben. Wir können uns dabei berühren, uns gemeinsam bewegen – das ist doch pure Lebensfreude! Ich sage immer: Weg mit dem Leistungsdruck! Wer Spaß am Tanzen hat, bewegt sich ganz anders als alle, die sich dabei unter Druck setzen. Genießt einfach den Moment, spürt die Musik und lasst die Freude am Tanzen raus. Denn genau daraus sind all diese Schritte entstanden – aus Spaß, aus Leidenschaft.

 

Das Interview führte unser Pressesprecher Holger Wetzel mit Önder im September 2024